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Schleiereulen in Schaumburg

Der Anfang unserer Unterstützung

Viele Landwirte gaben auf. Scheunen wurden umgebaut oder dicht gemacht. Damit verschwanden Winterjagdplätze, Brutnischen und Tagesruheplätze. Den Rest schafften ausgelegte Gifte gegen Ratten und Mäuse. In den 70er Jahren wurde es eng für unsere heimische Schleiereule (Tyto alba). Sie kam in Deutschland auf die Rote Liste und war vom Aussterben bedroht.

Anfang der 80er Jahre bauten deshalb Schüler in Rodenberg für die Ortsgruppe des Naturschutzbundes Schleiereulenkästen. Diese Kästen wurden von Naturfreunden in den umliegenden Ortschaften der Samtgemeinde aufgehängt.

1988 gab es erste Erfolge. Ein kleines Team kontrollierte und notierte die Bruten. Da auch die NABU-Ortsgruppe Bad Nenndorf Schleiereulenkästen aufgehängt hatte, wurde der Kreis der Eulenfreunde langsam größer.

Sehr aktiv war man auch in der NABU-Ortsgruppe Rinteln. Unabhängig von unseren Aktivitäten schrieb dort der Biologiestudent Thomas Brandt seine Diplomarbeit über die Schleiereule. In dem Buch „Die Schleiereule“ hat er seine Studien gemeinsam mit Christian Seebaß zusammengefasst. Dieses Buch ist unter der ISBN-Nr. 3-89104-541-7 im Aula-Verlag erschienen. Heute arbeitet Thomas Brandt als wissenschaftlicher Leiter in der Ökologischen Schutzstation Winzlar am Steinhuder Meer.

Mit den Daten aus Rinteln und weiteren Hilfen aus vielen NABU-Ortsgruppen im Landkreis Schaumburg wuchs die Liste der Schleiereulenbruten zu ihrer heutigen Größe.
www.oessm.org, www.steinhude-am-meer.de, www.nabu-shg.de

Hinweis: In der Schutzstation wurde ein Schleiereulenkasten mit einer Kamera ausgestattet. In der Brutzeit kann man dort auf einem Monitor die Jungeulen beobachten.

Seit einigen Jahren geben wir unsere Ergebnisse an die Zentrale Datenbank für Greifvögel und Eulen der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale weiter. Damit unterstützen wir das Forschungsprojekt „Monitoring Greifvögel und Eulen Europas“.
www.greifvogelmonitoring.de

Die Ernährung

Anhand von Gewöllen, die an Brut- und Ruheplätzen der Schleiereulen aufgesammelt worden sind, konnte man feststellen, dass die Schleiereule sich im Mittel zu 93% bis 96% (Mebs, Scherzinger) nur von Mäusen ernährt. Hier einige Beispiele von Gewöllen die wir in Reinsdorf aufgesammelt haben:

  1. Schleiereulengewölle von einem Tagesruheplatz in einer Scheune in Reinsdorf.
    Das Gewölle wurde 1988 gesammelt und von Dr. Becker untersucht.

    171 Feldmäuse 75,66%
    10 Erdmäuse 4,43%
    8 Rötelmäuse 3,54%
    2 Schermäuse 0,89%
    18 Waldmäuse 7,97%
    7 Gelbhalsmäuse 3,10%
    3 Waldspitzmäuse 1,33%
    1 Zwergspitzmaus 0,44%
    6 Hausspitzmäuse 2,66%


    Ergebnis = 226 Mäuse und 9 verschiedene Arten

  2. Schleiereulengewölle aus einem Brutkasten in Reinsdorf.
    Das Gewölle wurde 1988 gesammelt und von Dr. Becker untersucht.
    siehe auch Diagramm „Gewölle2“

    57 Feldmäuse 25,11%
    6 Erdmäuse 2,64%
    3 Rötelmäuse 1,32%
    9 Waldmäuse 3,97%
    8 Gelbhalsmäuse 3,52%
    4 Hausmäuse 1,76%
    4 Waldspitzmäuse 1,76%
    1 Zwergspitzmaus 0,44%
    3 Wasserspitzmäuse 1,32%
    130 Hausspitzmäuse 57,27%
    2 Haussperlinge 0,88%


    Ergebnis = 227 Tiere und 11 verschiedene Arten

  3. Schleiereulengewölle aus einem Brutkasten in Reinsdorf.
    Das Gewölle wurde 1989 gesammelt und von Dr. Becker untersucht.

    116 Feldmäuse 60,42%
    1 Erdmaus 0,52%
    10 Rötelmäuse 5,21%
    4 Schermäuse 2,08%
    4 Waldmäuse 2,08%
    1 Hausmaus 0,52%
    1 Zwergmaus 0,52%
    10 Waldspitzmäuse 5,21%
    1 Zwergspitzmaus 0,52%
    44 Hausspitzmäuse 22,92%

    Ergebnis = 192 Tiere und 10 verschiedene Arten

  4. Untersuchung des Schleiereulengewölles aus dem Jahre 1992.
    Das Gewölle wurde aus dem Brutkasten (ca. 80%) und von dem Tagesruheplatz aus der Scheune gesammelt. Die Auswertung wurde von Herrn H.J. Walther durchgeführt.

    679 Feldmäuse 74,8%
    9 Erdmäuse 1,0%
    3 Rötelmäuse 0,3%
    15 Schermäuse 1,7%
    21 Wald-Gelbhalsmäuse 2,3%
    (6 Gelbhalsmäuse sicher)
    1 Apodemus Art, unbestimmt (z.B. Brandmaus, Kleine Waldmaus, Gelbhalsmaus) 0,1%
    8 Hausmäuse 0,9%
    1 Microtus Art, unbestimmt (z.B. Feldmaus, Erdmaus) 0,1%
    4 Maulwürfe 0,4%
    61 Waldspitzmäuse 6,7%
    23 Zwergspitzmäuse 2,5%
    3 Sorex Art, unbestimmt (Spitzmausart) 0,3%
    5 Wasserspitzmäuse 0,6%
    36 Hausspitzmäuse 4,0%
    2 Feldspitzmäuse 0,2%
    3 Crocidura Art unbestimmt, (z.B. Haus-, Feld- oder Gartenspitzmaus) 0,3%
    1 Kleine Drossel, Art ? (Rotdrossel?) 0,1%
    2 Stare 0,2%
    1 Nachtigall 0,1%
    1 Pieper, Art? 0,1%
    12 Haussperlinge 1,3%
    1 Kleinvogel, Art unbest. 0,1%

    Ergebnis = 908 Tiere und 22 verschiedene Arten

Der Schleiereulenkasten mit Untermietern

Normalerweise ist der Schleiereulenkasten natürlich für Schleiereulen gedacht. Am häufigsten zieht auch der Turmfalke (Falco tinnunculus) ein. Aus diesem Grund haben wir alle uns bekannten Turmfalkenbruten ebenfalls mit erfasst.

Einmal hat der Waldkauz (Strix aluco) im Kasten seine Jungen großgezogen. Häufige Untermieter sind weiterhin Tauben, Dohlen, Hornissen und Wespen.
–> Siehe Kasten

Danksagung

Ohne die Hilfe der vielen Naturfreunde und die Unterstützung der NABU-Ortsgruppen wäre das Sammeln der obigen Daten nicht möglich gewesen. Alle Arbeiten und Fahrten werden von den Helfern ehrenamtlich durchgeführt.

Auch den vielen Landwirten oder Eigentümern von Gebäuden, wo wir Schleiereulenkästen anbringen durften, möchten wir danken. Das Anbringen der Kästen und die jährlichen Kontrollen sind ohne deren Duldung gar nicht möglich.

Sollten Sie …
Vorkommen von Eulen in unserem Raum kennen und genauere Angaben dazu machen können,
finanziell bzw. tatkräftig unsere Arbeit unterstützen wollen,
Scheunen oder andere geeignete Gebäude für das Anbringen von Schleiereulenkästen besitzen,
Schleiereulenkästen kostengünstig fertigen können,

sollten Sie uns anrufen!