Allgemeine Infos

Eine Kurzinformation über unsere Schleiereule (Tyto alba)

Zusammengestellt von Wilhelm Peters

Familie:

Schleiereulen Tytonidae

Arten:

Es gibt dreizehn Arten von Schleiereulen. Eine davon ist unsere Tyto alba – weiße Eule.

Unterarten:

Die Schleiereule hat sich in mehr als 33 Unterarten fast über die ganze Welt verbreitet. In unserer Heimat leben die beiden Unterarten

Tyto alba guttata (lat. guttae = Tropfen, dunkle Tropfen auf hellem Gefieder) mit bräunlicher Unterseite (Bauch) und

Tyto alba alba mit weißem Bauch.

Die hellere Unterart ist aus südlichen Ländern (Spanien, Frankreich) zugewandert bzw. füllt oft nach strengen Wintern verwaiste Brutgebiete vom Süden her wieder auf. Unsere dunklere, nördliche Variante verpaart sich oft mit der helleren aus dem Süden.

Mischbruten ergeben auch gemischte Jungeulen, also einige mit hellen und dunklen Unterseiten.

Gewicht, Maße, Alter:

ca. 350 Gramm, Länge 33 – 39 cm. Die Weibchen sind größer und schwerer als die Männchen.

Flügelspannweite 90 Zentimeter.

Junge: neugeboren kaum 20 Gramm, 2 Wochen alt 150 Gramm, nach anderthalb Monaten etwa 350 Gramm wie die Alten.

Schleiereulen können mindestens 20 Jahre alt werden.

Typische Erkennungszeichen:

Auch im Dämmerlicht ist die Schleiereule unverkennbar durch ihre hohen X-Beine und dem ausgesprochen schwankenden, fledermausartigen Schaukelflug.

Lautäußerung:

Kreischen (Balz), Schnarchen (Betteln der Jungen), zartes Gluckern (Männchen) bei der Paarung, zartes Gluckern auch bei der Fütterung der Jungen.

Lautes, drohendes Rauschen, mit dem Schnabel knappen und fauchen (Verteidigung).

Balz:

Je nach Wetterlage versucht das Männchen ab Ende Februar das Weibchen durch seinen kreischenden Hochzeitsruf anzulocken. Oft dauert es Wochen bis das Weibchen bereit ist. Die Paarung erfolgt meist am zukünftigen Nistplatz.

Nistplatz:

Unsere schöne Schleiereule ist ein echter Kulturfolger. Als ursprünglicher Bewohner der Felsen nistet sie heute als stiller Gast in Ruinen, Burgen, Kirchtürmen und Gehöften. Auch der englische Name Barn owl (barn = Scheune, Stall) weist auf einen bevorzugten Nistplatz hin. Sie nistet auf Dachböden, in Taubenschlägen und die Unterart „alba“ auch häufig in Baumhölen, ohne besonderen Nestbau auf nacktem Boden.

Gelege:

In fetten Mäusejahren sind Gelege bis 10 oder sogar mehr Eier möglich. Meist sind es aber nur 4 – 8 kalkweiße, glanzlose Eier. Das Weibchen bebrütet sofort das erste Ei, das Männchen sorgt für die Nahrung. Jeden zweiten (bis dritten) Tag legt die Eule ein weiteres Ei dazu. In einem Gelege von sechs Eiern zum Beispiel hat das Weibchen das erste Ei schon 10 Tage lang bebrütet, wenn es das letzte Ei legt.

Knapp 2 Wochen bevor die erste Brut ausfliegt, kann das Weibchen schon an einem anderen Platz mit der Zweitbrut beginnen. Das Männchen versorgt in diesem Fall allein die Jungen aus der Erstbrut und das brütende Weibchen. Gibt es Mäuse in Hülle und Fülle, ist sogar eine dritte Brut möglich.

Junge:

Rund 32 Tage nach der Ablage des ersten Eis beginnt der Schlupf der Jungen im selben Abstand, wie die Eier gelegt wurden. Deshalb hocken die Jungen in den Kinderstuben oft wie die Orgelpfeifen nebeneinander. Die Jungen sind blind und öffnen die Augen erst nach einer Woche. Nach etwa zwei Wochen läßt die Mutter die Jungen erstmals nachts allein, um den Vater bei der Mäusejagd zu helfen. Mit zwei Wochen können die Jungen auch ganze Mäuse mit dem Schnabel fassen und verschlingen. Im Alter von 17 Tagen können die Jungen erstmals stehen. Mit 55 bis 60 Tagen fliegen die Jungen erstmals ins Freie.

Nahrung:

Während der Brut wird das Weibchen mit 2 bis 4 Mäusen in einer Nacht gefüttert. Nach dem Schlüpfen der Jungen muß der Vater bis zu 20 Mäuse pro Nacht anliefern. Ein großes Junges benötigt in jeder Nacht 3 bis 4 große Feldmäuse. In günstigen Sommernächten kann ein Schleiereulenmännchen, auf abgemähten Wiesen und Feldern, mehr als 50 Mäuse in einer Nacht fangen.

Exakte und sehr umfangreiche Gewöll-Untersuchungen erbrachten den Beweis, daß sie zu den wertvollsten Mäusevertilgern gehören. Der Anteil der Mäuse beträgt beispielsweise bei der Schleiereule 93%, bei der Waldohreule 91%, beim Steinkauz 88% und beim Waldkauz 67,6% der aufgenommenen Nahrungsmenge.

Selber durchgeführte Gewöllesammlungen in Reinsdorf und Auswertungen durch Fachleute ergaben ca. 25 verschiedene Beutetiere bei insgesamt 1553 ausgewerteten Tieren. Von den 1553 Tieren waren allein 1023 Feldmäuse und 216 Hausspitzmäuse.

Besondere Eigenschaften:

Die Schleiereule hat das empfindlichste Gehör unter allen heimischen Vögeln. Sie hört so gut, daß sie selbst in völlig dunkler Nacht die Beutetiere sicher orten kann .

Die Schleiereule fliegt völlig geräuschlos. Sie kann in der Luft plötzlich rüttelnd anhalten, sogar scheinbar etwas rückwärts fliegen und senkrecht nach oben fliegen.

Problemzeiten:

Sturm und Regen: Freilandjagd ist bei schlechtem Wetter nicht möglich. Die Regentropfen klatschen gegen das Gesicht und stören das Gehör. Das weiche Gefieder wird durchnäßt und die Eule fliegt schwerfällig. Heuboden und Scheunen sind jetzt ganz wichtig. Dabei genügen 15 cm Durchmesser als Schlupfloch, um in die entsprechenden Gebäude zu kommen..

Winter: Der Winter ist für die Schleiereulen oft eine schwierige Zeit. Nur solange der Schnee nicht dicker als acht Zentimeter liegt, können sie die Mäuse unter dem Schnee noch hören und erbeuten. Wenn nicht spätestens nach einer Woche Tauwetter einsetzt, können alle Schleiereulen einer Gegend verhungern. Auch hier helfen nur offene Heuböden und Scheunen mit Jagdmöglichkeiten.

Nisthilfe:

In Dörfern und an Stadtrandgebieten werden Schleiereulenkästen gern angenommen, da Kirchtürme, Scheunen oder andere geeignete Gebäude heute oft verschlossen sind.

Schleiereulenkasten aus Holz bzw. Spanplatten:
Höhe: 500 mm
Tiefe: 500 mm
Länge: 1000 mm

Einflugöffnung: 200 mm hoch (150 mm von oben oder unten), 150 mm breit an einer Seite der Vorderwand.

Schattenbrett: Direkt neben dem Einflugloch sollte ein sogenanntes Schattenbrett von halber Kastentiefe (250 mm) angebracht werden, um das die Eule auf dem Weg zur Brutnische herumlaufen muß.

Mit zwei Scharnieren sollte die Rückwand aufklappbar sein, damit der Kasten bequem gereinigt werden kann. Da die Schleiereulen bekanntlich kein Nest bauen, sollte der Kastenboden mit 5 cm Sägemehl, Hobelspänen oder ggf. mit kleingeschnittenem Stroh oder Heu ausgelegt werden.

Anbringung: Der Kasten sollte möglichst hoch und marder- bzw. katzensicher angebracht werden. Oft ist es am einfachsten, den Kasten direkt mit der Einflugöffnung von innen an eine Giebelwand zu befestigen. Ein Anflugbrettchen kann angebracht werden, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Wichtig: Bitte den Kasten auch so anbringen, daß eine spätere Reinigung und Kontrolle möglich ist.